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Kopfgesundheit - Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport

Kopfgesundheit - Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport

Mit Toren von Andrés Iniesta über Depressionen aufklären

Seit 2016 halten der ehemalige Fußballprofi Martin Amedick und Roberts Biograf Ronald Reng für die Robert-Enke-Stiftung den Vortrag „Kopfgesundheit“ zur Depressions-Aufklärung:

Wenn Martin Amedick und Ronald Reng über Depressionen reden, zeigen sie als allererstes ein wunderschönes Tor. Martin drückt auf die Fernsteuerung, und auf der Leinwand erscheint Andrés Iniesta, einer der allergrößten Fußballer unserer Zeit. Iniesta, schon im gegnerischen Strafraum, trifft den Ball mit Außenrist, und der Ball fliegt so wunderschön, genau in den Torwinkel. Iniestas Tor in letzter Sekunde bringt den FC Barcelona gegen den FC Chelsea ins Finale der Champions League 2009. Das Video endet mit Iniestas glücksverzerrtem Gesicht in Großeinstellung. Dann spricht Ronald in die gespannte Stille des Konferenzraums: „Vier Wochen nach diesem Tor litt Andrés Iniesta an einer depressiven Verstimmung.“


Seit mehreren Jahren halten Martin Amedick, der ehemalige Kapitän des 1. FC Kaiserslautern, und Reng den Vortrag „Kopfgesundheit“ zur Aufklärung über seelische Erkrankungen in den Leistungszentren der deutschen Profiklubs. Martin litt selbst einmal an einer Depression, damals 2011 in Kaiserslautern. Mit Iniestas Tor beginnen sie den interaktiven Vortrag, um deutlich zu machen: Depressionen sind nicht eine Schwäche von irgendwelchen Losern – Depressionen sind einfach eine Krankheit, für die es genetische Gründe gibt, und die deshalb, genau wie Krebs, jeden treffen kann, auch die Stärksten, Besten. Rund fünf Millionen Deutsche erkranken jährlich an Depressionen, Handwerker, Steuerberater und natürlich auch Profifußballer. Die meisten kehren wie Martin Amedick nach ihrer depressiven Episode ins normale, gesunde Leben zurück. In den wenigsten der Fälle treibt die von der Krankheit gestörte Wahrnehmung, die gefühlte Aussichtslosigkeit, Depressive in den Suizid; so wie am 10. November 2009 den Fußball-Nationaltorwart Robert Enke.

Häufig wird die Frage gestellt wird: „Was hat sich durch Robert Enkes Tod verändert?“, dann sollte die Antwort vor allem heißen: Es hat sich die Aufklärung und die Behandlung von psychischen Krankheiten verbessert. Und je eher, auch ein junger Leistungssportler hierüber Bescheid weiß, desto schneller würde er sich im Bedarfsfall Hilfe holen können, weil er weiß, wo er sie finden würde.


Deshalb reisen auch Martin Amedick und Ronald Reng weiter. Sie waren bereits bei gut 30 Klubs, bei großen wie Bayern München und kleinen wie Kickers Offenbach. Einige wollen, dass sie jedes Jahr kommen, um auch die nächste Jugendmannschaft zu sensibilisieren. Wenn Martin Amedick erzählt, wie er, der starke Kapitän, in seiner depressiven Phase beim 1. FC Kaiserslautern nicht einmal mehr in der Lage war, seine Sporttasche zu packen, dann wird auf ergreifende, anschaulichste Weise deutlich, dass Depressionen einfach eine schwere Krankheit sind. 


Am Ende des Vortrags zeigen sie wieder ein Video von einem Tor. Es demonstriert, dass die Krankheit meistens heilbar ist. Ein Jahr nach seiner depressiven Episode machte Andrés Iniesta mit seinem Tor im WM-Finale 2010 Spanien zum Weltmeister.

Die Referenten:

Ronald Reng ist ein deutscher Sportjournalist und Buchautor. Im Jahr 2010 schrieb er in Zusammenarbeit mit Teresa Enke die Robert-Enke-Biografie Robert Enke. Ein allzu kurzes LebenDer Traumhüter, Mroskos Talente, Spieltage und Miro sind weitere prämierte Bücher. Reng ist Anhänger von Eintracht Frankfurt und engagiert sich ehrenamtlich als Kuratoriumsmitglied für die Robert-Enke-Stiftung.


Martin Amedick absolvierte insgesamt 215 Spiele als Fußballprofi für Borussia Dortmund, 1.FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig, Eintracht Frankfurt und den SC Paderborn. Mit Borussia Dortmund stand er 2008 im DFB-Pokalfinale. Insgesamt konnte Amedick drei Aufstiege in die Bundesliga feiern. Nach seiner Karriere schloss er ein Bachelor-Studium in Psychologie erfolgreich ab und arbeitet regelmäßig als Referent für die Robert-Enke-Stiftung.

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