Trotz des Anstiegs psychisch erkrankter Menschen in Deutschland ist die ambulante therapeutische Versorgungslage bedenklich. Wartezeiten auf einen Therapieplatz betragen fast fünf Monate (Bundespsychotherapeutenkammer, 2018a). Dabei erhält ein Viertel der Menschen mit chronischen Depressionen gar keine oder keine leitlinienorientierte Behandlung (Melchior, Schulz, Härter, Walker, & Ganninger, 2014). Psychotherapien bei Depressionen sind außerdem durch hohe Abbruchraten bis zu 20 % gekennzeichnet (Cooper & Conklin, 2015). Therapeutische Bewegungsprogramme könnten eine Möglichkeit darstellen, die Versorgungslage zu verbessern.

Seit Februar 2018 wird an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Eberhard Karls Universität Tübingen, in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaften, der Tübinger Akademie für Verhaltenstherapie und der psychotherapeutischen Hochschulambulanz, das gruppentherapeutische Bewegungsprogramm „ImPuls – Starke Psyche durch Motivation und Bewegung. Ein verhaltenstherapeutisches Bewegungsprogramm für auf einen Therapieplatz wartende Verhaltenstherapiepatienten für den ambulanten psychotherapeutischen Kontext“ durchgeführt. ImPuls richtet sich an Menschen mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen, die auf einen Psychotherapieplatz warten und ist darauf ausgerichtet Wissen über die positiven Effekte von sportlicher Aktivität aufzubauen, Motivation und Freude daran zu erlangen, einen Umgang mit allen psychologisch relevanten Hürden in der Ausübung von sportlichen Aktivitäten zu erlernen sowie bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz zu erwerben. Dies alles soll die Teilnehmer dazu befähigen, sportliche Aktivität in ihren Lebensalltag zu integrieren.

Das Bewegungsprogramm stellt eine innovative, ökonomische und effiziente neue Behandlungsform für an Depressionen erkrankte Menschen im ambulanten Bereich dar. Die Kombination von Psychotherapie, Motivationspsychologie, Sportwissenschaft und Sporttherapie gewährleistet eine vielfache Therapieform für eine relevante Zielgruppe. In Anbetracht der unzureichenden Versorgungslage psychisch erkrankter Menschen im ambulanten Kontext kann mit dem Projekt zum Fortschritt in der psychotherapeutischen Behandlung beigetragen werden. Die Robert-Enke-Stiftung fördert das vorgestellte Projekt mit einer Summe von 7.000 EUR.