Der Happy Mind Day 2016 in Berlin

Psychische Krankheiten sind immer noch mit Stigmatisierung behaftet. Viele Menschen, die von Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten betroffen sind, wagen es nicht darüber zu sprechen und suchen sich meist auch keine Hilfe, weil sie sich dafür schämen oder Angst haben, durch Ihre Krankheit schwach wirken zu können. Ihre Probleme werden versteckt und Betroffene versuchen oftmals, ganz alleine die depressiven Phasen zu überwinden. Dass diese Versuche häufig solche bleiben und die Behandlung der Krankheit sehr wichtig ist, macht eine Aussage von Teresa Enke besonders deutlich. Die Vorsitzende der Robert-Enke-Stiftung sagte einst nach dem Suizid von Ihrem Mann Robert Enke: „Wir dachten mit Liebe geht das. Aber man schafft doch nicht alles.“ Diese Aussage führt einem vor Augen, dass die Stigmatisierung Menschenleben kosten kann. Der Happy Mind Day möchte diesem Stigma entgegenwirken.

Die Robert-Enke-Stiftung versucht bereits seit der Bundesligasaison 2011/2012 mit einem mobilen Informationsstand primär bei den Spielen der 1. und 2. Bundesliga, aber auch bei denen der Basketball oder Eishockey Bundesliga eine Anlaufstation für Interessierte und Betroffene zu bieten und so die stigmatisierte Krankheit, durch eine durch den Stand geschaffenen Präsenz der Krankheit im alltäglichen Leben, zu enttabuisieren. Ziel ist es, betroffenen Menschen Mut zu machen, offen mit Ihrer Krankheit umzugehen und sich professionelle Hilfe zu suchen, um wieder gesund werden zu können. Zudem sollen nicht Betroffene über die Volkskrankheit Depression aufgeklärt werden, um die Akzeptanz und Anerkennung von Depressionen als Krankheit in der Bevölkerung vorabzutreiben.

Auch das im Februar 2016 in Berlin gegründete Startup Selfapy hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit psychischen Krankheiten zu helfen, wieder gesund zu werden. Angetrieben von dem Ärger darüber, dass die Menschen, die den ersten Schritt wagen und sich trauen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, Monate auf einen Therapieplatz warten müssen, haben die Gründerinnen von Selfapy ein online Angebot geschaffen, dass Kurse für Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen, Burnout oder Angststörungen anbietet. Das Programm ist zur Ergänzung einer bestehenden Psychotherapie geeignet, kann aber auch eine erste Hilfe während der Wartezeit auf einen Therapieplatz sein, oder nach einer Therapie weitere Unterstützung bieten. Die Anwendung von Selfapy ersetzt jedoch trotz optionalem regelmäßigen Kontakt zu ausgebildeten Psychologen keinen Arzt oder Psychotherapeuten, kann aber nach bereits neun Wochen eine Verminderung der Symptome von durchschnittlich 20 Prozent bei den Usern bewirken. Damit ist Selfapy Deutschlands erstes Online-Portal, das systematische Selbsthilfe und persönliche Gespräche mit Psychologen via Skype oder Telefon verknüpft und damit schnelle Hilfe für psychisch Kranke ohne Wartezeit bietet.

Mit der Veranstaltung des 1. Happy Mind Day´s am 15. Oktober dieses Jahres ist Selfapy gegen das Stigma der Krankheit Depression im wahrsten Sinne des Wortes bei einem Lauf durch Berlin angelaufen. Ergänzt wurde das Programm durch drei Workshops in der Runbase Berlin, bei denen unter anderem Lachjoga ein leichtes Bauchtraining, Entspannung und Spaß verbinden konnte. Neben einem weiteren Workshop zum Thema Achtsamkeit wurde auch ein informativer Vortrag vom Sportmediziner Dr. Paul Schmidt von der Berliner Charité über Sport als Therapiemittel gegen Depressionen gehalten, womit er an das Konzept, des von der Robert-Enke-Stiftung initiierte Projektes „Aktiv aus dem Stimmungstief“, anknüpfte. Der mobile Informationsstand der Robert-Enke-Stiftung fungierte an diesem gelungenen Tag, sowie bei dem Spiel der 2. Bundesliga am Sonntag, bei dem sich Union Berlin und Hannover 96 duellierten, als weitere Informationsplattform. Dieses Angebot wurde besonders vor dem Stadion des 1. FC Union Berlin von vielen Menschen genutzt, womit das Wochenende einen nicht unerheblichen Teil zur Enttabuisierung der Krankheit Depression und damit einem Abbau des Stigmas rund um die Krankheit beigetragen konnte.

 

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