Depressionen sind heutzutage immer noch ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird. Viele Betroffene haben Angst sich als psychisch krank zu erkennen zu geben; viele Nichtbetroffene kommen erst gar nicht auf die Idee, sich mit einer Krankheit auseinander zu setzen, die in leider nicht selten auftretenden Fällen auch mit einem Suizid(versuch) endet. Daraus resultiert ein Stigma rund um das Tabuthema Depression und weiteren psychischen Krankheiten. Doch gerade in der heutigen Zeit, in der die Zahl der registrierten Fälle psychischer Erkrankungen jährlich steigt und jeder vierte Mensch im Kindes- und Jugendalter als psychisch auffällig gilt, sollte dieses Thema kein Tabu mehr sein! Über sein psychisches Wohlbefinden zu sprechen, ist ein erster Schritt eventuell auftretende Symptome jeglicher psychischer Erkrankungen erkennen und deuten zu können. Je früher man Symptome erkennt, desto früher und einfacher lassen sie sich behandeln.
Aus diesem Grund bietet die Robert-Enke-Stiftung dem eingetragenen Verein „Hilfe für psychisch Kranke Bonn/Rhein-Sieg“ mit insgesamt 5.000 Euro eine finanzielle Unterstützung bei dem Informationsprojekt „Seele trifft auf Schule“. Das Projekt klärt über psychische Krankheiten auf, damit in Verbindung stehendem Suchtmittelkonsum und insbesondere Depressionen, und rückt das Thema aus seiner Tabuzone.
Das Projekt wurde 2002 ins Leben gerufen, um einerseits Vorurteilen gegenüber psychischen Erkrankungen vorzubeugen, die vornehmlich auf Unwissenheit in breiten Teilen der Bevölkerung beruhen. Andererseits soll der von der Weltgesundheitsorganisation prognostizierten steigenden Zahl an Betroffenen Sorge getragen werden, die schon in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bei 5% chronisch psychisch Kranken liegt.
Bei dem Projekt geht es primär darum, Schüler im Rahmen einer Informationsveranstaltung über psychische Krankheiten und ihre Symptome zu informieren und Handlungshilfen für einen angemessenen Umgang mit Betroffenen zu geben. Zusätzlich wird der Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer psychischen Krankheit und Suchtmittelkonsum erläutert, um auf die negativen Folgen letzteres hinzuweisen. Informationen über Therapiemöglichkeiten und präventive Maßnahmen runden die Aufklärungsarbeit ab, die einer Tabuisierung des Themas in kommenden Generationen vorbeugen und zu einer frühzeitigen Erkennung entstehender psychischer Erkrankungen beitragen soll. Dies kann eine schnelle und sogar präventive Behandlung der Erkrankung gewährleisten.
Aufgrund der ausgesprochen guten Resonanz seitens der Schüler, die vor allem der gelungenen Kombination aus Vorträgen von Experten der Uniklinik Bonn, Betroffenen und Angehörigen sowie dem interaktiven Rahmen geschuldet ist, wurden zusätzlich Fortbildungen für Pädagogen (seit 2008) und Workshops für Eltern von Kindern an weiterführenden Schulen (seit 2014) eingeführt. Zudem finden seit diesem Jahr auch Workshops für Schulsozialarbeiter, Schulsozialpädagogen und Beratungslehrer statt.
Die Robert-Enke-Stiftung freut sich dabei helfen zu können, dass auch die hundertste Veranstaltung von „Seele trifft auf Schule“ im Frühjahr 2017 kostenfrei durchgeführt und die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen vorangetrieben werden kann.